Platz 2: Günni die Ente

13 bescheuerte Dinge, die nur Lehrer einkaufen

Ich bin ein Mensch, der gerne einkauft. Das verdiente Geld gebe ich gerne aus – am liebsten für meine Hobbies, Geschenke, die Wohnung oder einen Urlaub. In den letzten Monaten sind es aber immer wieder Einkäufe gewesen, die irgendwie kurios erscheinen und dem Außenstehenden ein Kopfschütteln abringen könnten. Ich ertappe mich dabei häufig bei dem Gedanken, dass der ganze Kram nie von normalen Menschen gekauft werden würde – jedenfalls nicht für diesen Zweck. Meine Freunde von Payback hätten jedenfalls die helle Freude, mein Kaufverhalten zu analysieren. Welche verrückten Einkäufe habt ihr bereits für die Tätigkeit in der Schule gemacht? Über eure Kommentare würde ich mich freuen.

Anfänglich liest sich die Liste noch recht typisch für die Einkaufsliste eines Lehrers, aber ich muss zugeben, dass da wirklich Dinge dabei sind, die sonst kein normaler Mensch – schon gar nicht in diesen Mengen – einkaufen würden. Daher folgt nun meine Liste der dreizehn unsinnigen Einkäufe des letzten Jahres, sortiert von scheinbar harmlos zu unverständlich.

Die Hitparade: 13 bescheuerte Dinge, die nur Lehrer einkaufen

13. Platz: Arbeitshefte, Lösungshefte und Co.

Zugegeben – das ist Standard und steht nur auf der Liste, damit ich es insgesamt auf 13 Dinge schaffe. Das habe ich mir bei den großen Werbepsychologen von Glamour, Jolie und Freundin abgeschaut. Denn Primzahlen auf dem Cover oder im Titel verkaufen sich scheinbar besser. Das hat jedenfalls mein nicht repräsentativer Blick in das Zeitschriftenregal verraten (ihr wisst schon, die Magazine mit dem Lila, Pink und Neongelb). Das sollte dringend einmal empirisch untersucht werden! Arbeitstitel:

„Verkaufserfolge von Frauenzeitschriften in Abhängigkeit der Primzahl auf dem Titel“

12. Platz: 200 Kopierfolien

Die guten alten Schwarz-Weiß-Folien. Okay, das ist noch vergleichsweise harmlos. Damit ich nicht ständig in der Schule kopieren muss und mich die falsche Ausrichtung des Kopierers in den Wahnsinn treibt, ist diese Investition richtig sinnvoll. Noch besser wäre es aber, wenn irgendwann einmal der Fall eintreten sollte, in jedem Unterrichtsraum ein interaktives Whiteboard zu haben. Dann könnte ich auf die Folien gerne verzichten – wäre in der Summe aber sicherlich nicht billiger.

11. Platz: A3 Laminiergerät

Gegen die Investition habe ich mich lange gesträubt. Letztlich haben dann doch der Perfektionismus und der Anspruch an eigene wiederverwendbare Materialien gesiegt. Da habe ich mir natürlich kein 0815 Gerät geholt – 150 Mikron schaffe ich damit und habe dabei endlich gelernt, dass ein Mikron die DIN-Normierung für das Tausendstel eines Millimeters ist. Man könnte also auch einfach Mikrometer sagen, aber das klingt scheinbar abschreckend. Somit kommt es nun auch bei mir zu richtigen Laminier-Exzessen, bei dem nicht selten 20 Seiten für Dominos oder Stoppschilder zur gewaltfreien Kommunikation durch das (leider viel zu langsame Gerät) gewalzt werden.

10. Platz: 2 Birnen

Aber eigentlich ging es mir nur um den Kassenzettel. Der enthält nämlich die Multiplikation von zwei Dezimalbrüchen – gar keine schlechte Motivierung zur Einführung.

9. Platz: Schokolade, Schokolade, Schokolade

Dahinter steckt ein einfaches Prinzip: Bruchrechnung mit Schokolade geht viel einfacher als ohne Schokolade. Mit den Tafeln kann man eine schöne Veranschaulichung schaffen und motiviert Schülerinnen und Schüler auf erstaunliche Weise. Immer wieder komisch, dass es so simpel ist. Nach der dritten Tafel für die ganze Klasse, lässt die Motivation allerdings merklich nach. Erstaunlich dabei ist übrigens auch, wie die Kinder die Schokolade aufteilen: erst müssen es alle angefasst haben, bevor es in den Mund darf. Daher sollte man hier vorzugsweise auf Nougetten zurückgreifen. Um für etwas Abwechslung zu sorgen, funktioniert auch Stieleis, Fruchtbonbons und alles andere mit einem Zuckeranteil von über 50% hervorragend!

8. Platz: Erbsen

Wir bleiben bei Lebensmitteln. Erbsen eignen sich hervorragend, um darin Kugeln aus Plastik und Stahl zu verstecken und damit das Prinzip des Auftriebs in der 8. Klassenstufe zu verdeutlichen.

7. Platz: Malzbier

Der Zerfall von Bierschaum ist ein Klassiker des Mathematikunterrichts, wahlweise zur Einführung oder Festigung der Exponentialfunktion. Weil alkoholfreies Hefeweizen so teuer ist, wurde moralisch unbedenkliches Malzbier gekauft. Gleichzeitig lernen die Schüler das sorgfältige und gründliche Auswaschen von Messbechern – Kompetenzorientierung auf höchstem Niveau sozusagen.

6. Platz: 1200 Streichhölzer

Wozu braucht man so viele Streichhölzer, wenn nicht gerade ein Osterfeuer ansteht? Zum Legen von Dreiecken, Vierecken usw. zum Beispiel. Einige Referendare sollen in ihrer Ausbildungszeit sogar so ambitioniert gewesen sein, dass sie die Streichhölzer für ihre Lehrprobe enthauptet haben.

5. Platz: Muttern und die 101 Holzwürfel

Meine Würfelsammlung wächst ständig. Die ersten 100 Spielwürfel wurden für den Stochastikunterricht für die Klassen 8 und 11 angeschafft (Stichwort: Gesetz der großen Zahlen). Weil das Würfeln mit Spielwürfeln aber recht vorhersehbar ist, sind inzwischen auch 100 M8-Muttern hinzugekommen, die wahlweise in Mathe und Physik eingesetzt werden können. So vielseitig ist kaum ein Lehrmittel aus dem Katalog: würfeln, Dichte bestimmen, Fadenpendel bauen und Fallstricke bestücken – ein Meister aller Klassen. Ergänzt werden diese Würfel durch DEN Würfel – der Lehrerwürfel hilft bei allen Entscheidungen, die nur scheinbar zufällig sind.

Von den 1600 Holzwürfeln aus Buchenholz will ich lieber gar nicht sprechen, die zum Bau von Somawürfeln für den Matheunterricht angeschafft wurden.

Platz 4: 30 Schweine
Platz 4: 30 Schweine

4. Platz: 30 Schweine

Bitte was? Schon wieder ein Einkauf für die Freunde der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Das Würfelspiel Schweinerei kennt vermutlich jeder. Damit es bezahlbar bleibt habe ich einfachere Schweinchen gekauft und die Schüler ermitteln lassen, ob man damit auch das Originalspiel spielen kann. Den Brief mit der Stellungnahme der Schüler an die Herstellerfirma habe ich aber noch nicht versendet. Günstige Schweinchen zum Würfeln findet ihr hier.

3. Platz: Stoppuhr vom Flohmarkt

Auf dem Flohmarkt habe ich im letzten Sommer einen Stand entdeckt der alte Schulutensilien verkauft. Braucht kein Mensch, sollte man meinen. Der Hipster von heute hängt sich vielleicht mal ein Schaubild aus dem Bio-Kabinett in sein WG-Zimmer, aber wer braucht bitte den anderen Kram? Eine alte Stoppuhr mit Signalgeber aus DDR-Beständen habe ich für 4€ erstanden, ohne zu wissen, ob sie funktioniert. Da die alte Uhr an meiner Ausbildungsschule just in der Woche davor kaputt gegangen war, kein wirkliches Wagnis. Die Uhr funktioniert tatsächlich tadellos, ist inzwischen sogar Besitzer eines Prüfzeichens und wird für den Unterricht der gleichförmigen Bewegung in Klasse 9 im Physikunterricht verwendet.

2. Platz: Zwei Badewannenradios Günni die Badeente

Auf dem Podium finden sich auch zwei quietschgelbe Badewannenenten mit einer ungewöhnlichen Funktion wieder. Dreht man ihnen den Kopf um, kann man Radio hören (makaber, aber zweckmäßig). Dreht man am Bürzel der Ente, kann man die Frequenz des bevorzugten Radiosenders einstellen. Eine der Enten ist nach einem Sturz aus zwei Metern leider nicht mehr zu gebrauchen – ein Resultat eines offenen Schülerexperiments. Mit einer bunten Materialsammlung sollen Schüler der 10. Klassenstufe den Empfang der Ente stören. Das Beste an Günni: die Ente ist wasserdicht und gluckert auch unter Wasser vor sich hin – obwohl Wasser ein elektrischer Leiter ist.

Platz 2: Günni die Ente
Platz 2: Günni die Ente

1. Platz: Maschendraht, Alufolie und Frischhaltefolie

Jede Radiobadeente der Welt ist ein Niemand, ohne das richtige Equipment. Mit Alufolie, Frischhaltefolie, Eimern, Pappe und Maschendraht kann die Reflexion Hertzscher Wellen untersucht werden. Kommen die Schüler auf die Idee, dass nur undurchsichtige Metalle das Signal stören, kommt der Maschendraht zu Einsatz. Die Badeente hinter Gittern, sozusagen. Den Maschendraht gibt es leider nur auf der 10 Meter Rolle im Baumarkt, aber vielleicht können die Kunstlehrer den Rest verwerten.

Wo führt das nur hin?

Bei mir führen all diese Einkäufe dazu, dass das Arbeitszimmer und der Keller inzwischen voll damit sind. Meine große Mathekiste ist ein echter Hingucker im Regal, die sich allerdings eine Strukturierung in den nächsten Ferien wünscht. Meine Sammlung von Postkarten für die Einteilung von Gruppen für Gruppenarbeiten wächst ebenfalls immer weiter. Meine Glocke und die Sanduhr musste ich immerhin nicht selbst kaufen, sondern habe sie geschenkt bekommen.

Ich verstehe, dass man als Lehrer mit offenen Augen durch die Welt gehen sollte, um neue Anregungen für Aufgaben, Materialien oder Methoden zu finden – aber wenn ihr das nächste Mal im Elektronikfachmarkt Thermometer mit Bimetallstreifen in Klassensatzstärke einkaufen wollt, wünsche ich allen Kollegen, dass es jemanden gibt, der euch bremst.

In diesem Sinne, wünsche ich uns allen viele weitere tolle Einkäufe – und schreibt eure verrücktesten Einkäufe für die Schule doch in die Kommentare.

Bildquelle: G.Ü.N.N.I Badewannradio von conrad.de


4 Antworten zu „13 bescheuerte Dinge, die nur Lehrer einkaufen“

  1. Avatar von Eric

    Mal wieder ein starker Aktikel.
    Das klingt ja nach viel mehr Experimenten und Praxisbezug, als ich es in meiner Schulzeit kennen gelernt habe! Sehr löblich!
    🙂

  2. Avatar von Max
    Max

    Absolut guter Witz. Konnte mich nicht mehr ein kriegen.

  3. Avatar von Toni
    Toni

    Genau so ein Alleskönner sind Lego-Bausteine. Vielseitig verwendbar, von mir im Chemieunterricht um Bindungen, Wertigkeit und Chiralität zu verdeutlichen.

  4. Avatar von Kabu
    Kabu

    In der Grundschule kann man ALLES gebrauchen (und was man nicht mehr brauchen kann fischen die lieben Kleinen als Schatz aus dem Müll) und sammeln: Klopapierrollen, Strass-Steinchen, Styropor, Ü-Eier, Spilfiguren und Spielbretter alter Spiele zum Ummodellieren, Fotos für 1×1 Reihen, Postkarten (besonders die kostenlosen aus Bars, nur sollte man die für Kondom-Werbung vorher aussortieren) um Briefe/Karten schreiben zu üben – dazu auch gerne Spenden alter Diddl-Sammlungen…. Es nimmt kein Ende!

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