Auch das noch

Das stand nicht in der Stellenausschreibung

Heute ist mal wieder so ein Tag, eigentlich zum vergessen, aber dafür ist es fast zu schade. Eigentlich ein ganz normaler Tag, aber auf solche Tage bereitet einen kein Seminar und kein Referendariat vor. Warum steht so etwas eigentlich nie in einer Stellenausschreibung für Lehrer?

Angefangen hat es recht harmlos. Meine Klasse spielt mal wieder Streiche. Gestern ging das schon los. Da hatten einfach alle Schüler meiner 5. Klasse beschlossen nicht zu reden sondern sich nur mit Lippenbewegung Pantomime zu verständigen. Im Unterricht hielt das dann ganze zwei Minuten, bis die ersten es nicht mehr aushielten, andere malen ihre Lösungen zu den Divisionsaufgaben einfach in die Luft. Hätte ich besser mitgebracht, wäre eine schöne ruhige Stunde geworden.

Der Tag beginnt wieder mit Streichen

Der zweite Teil der Streiche kam dann heute früh. Der Abfangjäger erwartet mich schon mehr als 50 Meter vor dem Klassenraum und verrät damit, dass mal wieder etwas passieren wird. Heute hocken alle unter ihren Bänken und verstecken sich. Dachte ich jedenfalls, bis ich auf die Tafel blickte. Erdbeben stand da. Langsam entwickeln die Kleinen Humor. Mal schauen wie es weitergeht. Bis hierhin alles prima.

Dann Klassenarbeit en in der Freistunde korrigiert, auch alltäglich. Klassenarbeit folgt und es weint zum Schluss jemand. Das stand jedenfalls nicht in der Stellenausschreibung und so macht Schule keinen Spaß, nicht den Schülern und mir auch nicht. Da muss ich irgendwann einmal länger drüber nachdenken.

Okay, und was mache ich jetzt?

Das eigentliche Highlight kommt dann aber in der sechsten Unterrichtsstunde. Begabungsförderung: ein bunt gemischter Haufen aus allen fünften Klassen. Logikrätsel und Kakuro stehen heute auf dem kognitiven Speiseplan. Doch irgendwann, nach einer halben Stunde stimmt was nicht. Der Schüler ganz hinten ist schon die ganze Zeit so blass gewesen. Jetzt meldet er sich schüchtern, aber mir ist nicht entgagngen, dass er sich übergeben musste. Auf den Tisch. Auf sein Arbeitsblatt. Armes Ding.

Wie reagiert man denn bitte in so einer Situation? Hat mir noch nie einer gesagt, ist vielleicht auch besser so, ist ja schließlich nicht die leckere Vorstellung. Also Schüler raus, ab ans Waschbecken, Klasse schnell in einen anderen Klassenraum umziehen lassen und Sekretariat verständigen. Schüler wird abgeholt. Ein Engel mit Handschuhen wischt alles fort und die Stunde geht weiter, als wäre nichts gewesen. Nur das einer fehlt und mir schlecht ist. Die Erinnerungen an die letzten Erfahrungen dieser Art drängen sich ins Bewusstsein, damals war’s der Norovirus.

Hab ich dass also auch einmal erlebt und mache ein Häkchen in meiner fiktiven Lehrer-Bucket-Liste. Da ist das kleine „Erdbeben“ vom Morgen fast vergessen. Ein paar Stunden später ist die eigene Übelkeit verflogen und es gärt die Gewissheit, dass das Referendariat und alle Praktika doch dafür gesorgt haben, auch solche Dinge zu meistern und einen kühlen Kopf zu bewahren.

Macht mit: Aktualisierung der Aufgaben und Stellenausschreibung eines Lehrers

Das Kultusministerium wirbt stattdessen mit folgendem Text um Bewerber.

Welche Aufgaben hat ein Lehrer?

Lehrerinnen und Lehrer sind Fachleute für Unterricht, Lernbegleitung und Erziehung.

Sie bereiten den Unterricht vor, wählen die Inhalte aus, planen und organisieren Lernprozesse. Bei den Schülern wecken sie Interesse für die Unterrichtsthemen, bereiten komplexe Sachverhalte altersgerecht auf. Sie sind zuständig für eine gute Lernatmosphäre, müssen Zugang zu jedem einzelnen Schüler finden, seine individuellen Fähigkeiten erkennen und fördern.
Zusammen mit Eltern und anderen Partnern vermitteln sie persönliche Werte, Haltungen und Handlungen und tragen so zur Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen bei. Leistungen müssen sie gerecht und verantwortungsbewusst bewerten, sie können sich durchsetzen, Konflikte aushalten und gegebenenfalls austragen. Für Schüler und Eltern sind sie wichtige Ansprechpartner, zum Beispiel bei persönlichen und schulischen Problemen oder Fragen zur Schullaufbahn.
Gemeinsam mit Schülern und anderen Partnern gestalten sie Projekte, Klassenfahrten, Schulfeste und mehr. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Lehrkräften, etwa bei der Weiterentwicklung von Schule und Unterricht, ist gefragt.
Ihr gesamtes Berufsleben lang halten sich Lehrerinnen und Lehrer in Fortbildungen fachlich und pädagogisch „fit“.

Über eure Ideen zur Erweiterung der Stellenausschreibung und des Erwartungsbild des Lehrers freue ich mich in den Kommentaren!

Quelle: Lehrer Bildung Sachsen


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert